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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander - Страница 12


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Bolitho beobachtete, wie sich die Dunung zu glatten schien, kaum waren noch Wellenkamme zu sehen.

«An Deck! Der Schoner ist au?er Sicht, Sir!»

Pears Stimme beendete alle Spekulationen:»Zwei Strich hoher, Mr. Cairns!»

Schrille Rufe ertonten:»An die Brassen!»

Pears sagte zu allen, die ihn umstanden:»Wir gewinnen so noch etwa eine Kabellange.*

Das Rad achzte, die Rahen gehorchten den Brassen und schwangen herum. Mit ihrer gro?en Segelflache rang die Trojan dem sterbenden Wind noch ein wenig Fahrt ab und drehte den Bug gehorsam nach Luv. Uber das Schlagen der Segel und Blocke, uber die schrillen Rufe der Unteroffiziere hinweg horte man Pears Stimme, als er zu seinem Segelmeister sagte:»Gut gemacht, Mr. Bunce!»

Dieser wandte den Blick vom Mann am Ruder und der schwankenden Kompa?rose; im truben Licht sah man nur seine Augen und Brauen.»Es war Sein Wille, Sir«, sagte er ehrfurchtig.

Pears blickte weg, wie um ein Lacheln zu verbergen. Dann rief er:»Mr. Sparke nach achtern! Mr. Bolitho, lassen Sie die Kutter ausschwenken!»

Stahl klirrte, Leute stromten zu den Booten, die Arme voller Entermesser, Beile, Spie?e und Gewehre. Bolitho beobachtete auf dem Batteriedeck, wie der schwarzge-

* Zehntel einer Seemeile = 185 Meter 46

strichene Rumpf des zweiten Kutters sich hob. Als er einmal nach achtern blickte, stellte er fest, da? die Schanzreling nur noch verschwommen zu sehen war.

Er schrie:»Lebhaft, Jungs, sonst finden wir unseren Weg nicht mehr uber die Reling!«Dies rief einiges Gelachter hervor.

Pears horte es und sagte nuchtern zu Sparke:»Horen Sie gut zu, was der Master Ihnen uber die Stromverhaltnisse hier sagt. Es kann Ihnen eine Meile unnotigen Fullens ersparen, womit Sie nicht so erschopft ankamen, da? Ihre Leute keine Klinge mehr heben konnen. «Er beobachtete Sparkes Augen.»Und seien Sie vorsichtig. Wenn Sie nicht entern konnen, dann warten Sie ab, bis der Nebel sich lichtet. Wir werden nicht sehr weit auseinanderdriften.»

Dann befahl er:»Kurzen Sie Segel, Mr. Cairns, und drehen Sie bei!»

Weitere Kommandorufe, und wenige Augenblicke spater, als die Unter- und Marssegel aufgegeit unter ihren Rahen hingen, losten sich die beiden Boote aus ihren Klampen, schwangen hoch und uber die Reling.

Bolitho kam nach achtern, beruhrte gru?end seinen Hut und meldete:»Die Leute sind gemustert und bewaffnet, Sir.»

Sparke ubergab ihm einen Notizzettel.»Geschatzter Kurs. Mr. Bunce hat Strom und Abdrift des Schoners berucksichtigt. «Dann blickte er den Kommandanten an.»Melde mich von Bord, Sir!»

Pears sagte:»Danke, Mr. Sparke. «Er wollte hinzufugen:»Viel Gluck«, aber angesichts Sparkes strenger Miene schien dies uberflussig.

Zu Bolitho jedoch sagte er:»Verirren Sie sich nicht, Sir. Ich habe keine Lust, ein ganzes Jahr lang die Massachusetts Bay nach Ihnen abzusuchen!»

Bolitho lachelte.»Ich werde mein Bestes tun, Sir. «Als er nach unten lief, sagte Pears zu Cairns:»Junger Halunke!»

Aber Cairns beobachtete die langsseits stampfenden Boote voller Menschen und wartete darauf, da? Sparke und Bolitho ablegten. Sein Herz war bei ihnen. Es trostete ihn nicht, da? des Kommandanten Entscheidung wahrscheinlich die richtige war.

Pears beobachtete die schwarzen Bootskorper, das etwas unordentliche Einsetzen der Riemen bis zum Aufnehmen des gleichma?igen Schlages, der sie rasch in den alles verhullenden Nebel entfuhrte.

«Verdoppeln Sie die Wachen an Deck, Mr. Cairns. Lassen Sie die Schwenkgeschutze laden und bereiten Sie alles vor, um einen eventuellen Enterangriff abzuschlagen.»

«Was werden Sie jetzt tun, Sir?»

Pears blickte uber sein Schiff. Jedes Segel war entweder aufge-geit oder bewegungslos, die Trojan rollte heftig in der gleichma?igen Dunung.

«Tun?«Er gahnte.»Ich gehe essen.»

Bolitho stand im Heck des Bootes und hielt sich an Stockdales Schultern fest. Durch das karierte Hemd hindurch fuhlten sich dessen Muskeln an wie warmes Holz.

Der Nebel wirbelte in ihr Boot, hing an ihren Armen, im Gesicht und lie? das Haar glitzern, wie bereift.

Bolitho lauschte dem gleichma?igen, ruhigen Pullen der Riemen. Hast ist sinnlos, spart eure Krafte fur spater.

Zu Stockdale sagte er:»Steuern Sie genau Nordwest, das ist der Kurs, den wir einhalten mussen.»

Er dachte an Bunces wilde Augen. Konnte man einen anderen Kurs steuern als den von ihm empfohlenen?

Dann lie? er Stockdale an der Pinne sitzen, uber den Bootskompa? gebeugt, und bahnte sich seinen Weg langsam nach vorn. Er stieg uber Duchten und grunzende Seeleute, kletterte uber Waffen und uber die Fu?e der zusatzlichen Passagiere.

Der neun Meter lange Kutter hatte in normalen Zeiten eine Besatzung von acht Mann und dem Bootssteurer. Jetzt enthielt er au?er der Crew noch achtzehn Leute.

Er fand Balleine, den Bootsmannsmaaten, am Bug vorgebeugt wie eine Galionsfigur und in den Nebel starrend, eine Hand hinter dem Ohr, um das leiseste Gerausch aufzufangen, das von einem Schiff oder einem anderen Boot verursacht werden konnte.

Bolitho sagte leise:»Ich kann den Kutter des Zweiten Offiziers nicht sehen, also mussen wir uns auf uns selbst verlassen.»

«Aye, Sir. «Die Antwort war barsch.

Bolitho dachte, Balleine gruble noch uber das Auspeitschen nach oder fuhle sich ubergangen, weil er nur den Ausgucksposten erhalten hatte, Stockdale dagegen an der Pinne sa?. Deshalb sagte er:

«Ich verlasse mich heute auf Ihre Erfahrung. «Als er sah, wie der Mann nickte, fuhlte er, da? er den richtigen Ton getroffen hatte.»Ich furchte, wir sind sonst ein wenig knapp daran.»

Der Bootsmannsmaat grinste.»Mr. Quinn und Mr. Couzens, Sir? Ich werde auf die beiden aufpassen.»

«Das wu?te ich.»

Er beruhrte des Mannes Arm und tastete sich dann wieder nach achtern. Dabei nahm er vereinzelte Gesichter und Figuren wahr, so Dunwoody, einen Mullerssohn aus Kent, dann einen dunkelhautigen Araber namens Kutbi, der in Bristol angeworben worden war und von dem auch heute noch niemand Naheres wu?te. Dann Rabbett, ein zaher, kleiner Mann aus dem Hafenviertel von Liverpool, ferner Varlo, der in der Liebe Schiffbruch erlitten hatte und von dem Pre?kommando aufgelesen worden war, als er in einer Kneipe seinen Kummer ersaufen wollte. Diese und viele andere kannte Bolitho allmahlich, andere dagegen hielten sich abseits und verschanzten sich hinter der Barriere zwischen Back und Achterdeck.

Er erreichte den duchtfreien Raum im Heck des Bootes und setzte sich zwischen Quinn und Couzens. Ihre drei Lebensalter zusammen ergaben gerade zweiundfunfzig Jahre. Dieser Gedanke lie? ihn kichern, und er merkte, wie die anderen sich ihm zuwandten.

Sie denken, da? ich schon die Nerven verliere. Ich habe Sparke aus den Augen verloren und steure vielleicht in eine vollig falsche Richtung.

Er erklarte ihnen:»Tut mir leid, es war nur ein Gedanke. «Danach atmete er tief die nasse, salzige Luft ein.»Aber vom Schiff einmal weg zu kommen, ist schon Freude genug. «Er breitete die Arme aus und sah Stockdales schiefes Grinsen.»Freiheit zu tun, was wir wollen, ob richtig oder falsch.»

Quinn nickte.»Ich verstehe.»

Bolitho entgegnete:»Dein Vater wird danach stolz auf dich sein. Wenn wir so lange leben.»

Cairns hatte ihm erklart, was Quinn damit meinte, da? seine Familie im Lederhandel tatig sei. Bolitho hatte sich vorgestellt, es seien kleine Gerber, wie es sie in Falmouth gab, die Zugel und Sattel, Schuhe und Riemen herstellten. Cairns hatte beinahe gelacht.»Mann, sein Vater gehort einer allmachtigen Gesellschaft in London an. Er hat Heereskontrakte und uberall Einflu?! Wenn ich mir den jungen Quinn ansehe, wundere ich mich mitunter uber seine Kuhnheit, all diese Macht und das Geld auszuschlagen. Er mu? entweder tapfer oder verruckt sein, das alles gegen dies hier einzutauschen!»

Ein gro?er Fisch sprang dicht am Boot aus dem Wasser und schlug klatschend auf, woruber Couzens und ein paar von den anderen erschraken.

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