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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 64


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Aber das Warten hatte sich gelohnt. Um die Hutten herum hatte alle Tatigkeit aufgehort. Von mehreren Feuern trieb Rauch zu den versteckten Matrosen und Seesoldaten heruber und bescherte ihnen den Duft von gerostetem Fleisch als zusatzliche Tortur.

Colpoys sagte:»Nach dem werden sie sich ausruhen. «Er warf einen Blick auf seinen Korporal.»Geben Sie die Essensrationen und Wasser aus, Dyer. «Fur Bolitho setzte er leise hinzu:»Ich schatze, da? die Kanone noch eine Kabellange entfernt ist. «Er kniff die Augen zusammen, als er den Abhang und den steilen Aufstieg zur nachsten Kuppe abschatzte.»Wenn wir loslaufen, gibt es kein Halten mehr. Ich denke, es werden einige Leute bei der Kanone sein, wahrscheinlich in einer unterirdischen Munitionskammer. «Er nahm einen Becher Wasser von seinem Burschen und trank ihn langsam aus.»Nun?»

Bolitho senkte das Fernrohr und legte die Stirn auf die Arme.»Wir mussen es wagen.»

Er versuchte, nicht lange daruber nachzudenken. Zweihundert Yards uber offenes Gelande, und was dann?

Entschlossen sagte er:»Little und seine Mannschaft kummern sich um die Kanone. Wir greifen die Kuppe von beiden Seiten an. Mr. Cowdroy ubernimmt die zweite Gruppe. «Er sah Colpoys eine Grimasse ziehen und fugte hinzu:»Er ist der altere von beiden und hat Erfahrung.»

Colpoys nickte.»Ich postiere meine Scharfschutzen dort, wo sie am wirkungsvollsten sind. Wenn Sie die Kuppe genommen haben, helfe ich Ihnen bei ihrer Verteidigung. «Er streckte die Hand aus.»Und wenn Sie keinen Erfolg haben, fuhre ich den kurzesten Bajonettangriff in der Geschichte der Seesoldaten.»

Und dann war es auf einmal soweit. Die anfangliche Ungewi?heit und Aufregung waren wie weggewischt, die Manner sammelten sich in den Gruppen, zu denen sie eingeteilt waren, mit ernsten, aber entschlossenen Gesichtern, unter ihnen auch Josh Little mit seiner Geschutzbedienung, die mit dem notwendigen Gerat und zusatzlich mit Pulver und einigen Kanonenkugeln bepackt war.

Midshipman Cowdroy hatte schon den Sabel gezogen und uberprufte seine Pistole. Sein verdrie?liches Gesicht wirkte noch finsterer als sonst. Bootsmannsmaat Ellis Pearse trug seine Privatwaffe, ein furchterregendes, doppelseitig geschliffenes Entermesser, das er sich von einem Schmied hatte anfertigen lassen. Die Seesoldaten hatten sich zwischen den Felsbrocken verteilt und ihre langen Musketen auf das offene Gelande vor sich und die flache Hugelkuppe dahinter gerichtet.

Bolitho stand auf und musterte die Manner seiner eigenen Gruppe. Dutchy Vorbink war dabei, Olsson, der verruckte Schwede, Bill Bun-ce, ein ehemaliger Wilderer, Kennedy, ein Mann, der dem Gefangnis nur durch seine Meldung zur Marine entgangen war, und einige andere, die Bolitho inzwischen gut kannte.

Stockdale schnaufte:»Ich komme mit Ihnen, Sir.»

Ihre Blicke trafen sich.

«Diesmal nicht. Sie gehen mit Little. Diese Kanone mu? erobert werden, Stockdale. Ohne sie konnten wir ebensogut gleich hier sterben. «Er beruhrte Stockdales kraftigen Arm.»Glauben Sie mir: heute hangt alles von Ihnen ab.»

Er wandte sich ab, da er die Enttauschung des riesigen Mannes nicht mit ansehen konnte. Zu Jury sagte er:»Sie konnen bei Leutnant Col-poys bleiben.»

«Ist das ein Befehl, Sir?»

Bolitho sah, wie sich das Kinn des Jungen trotzig hob. Was wurden sie wohl mit ihm machen? Er antwortete:»Nein.»

Ein Mann flusterte:»Der Ausguck ist hinuntergeklettert, ich sehe ihn nicht mehr.»

Little kicherte.»Wohl auf einen Schluck verschwunden?»

Bolitho schritt schon uber den Abhang, sein gezogener Sabel blitzte im Sonnenlicht, als er auf die gegenuberliegende Kuppe zeigte.

«Los denn! Auf sie, Jungs!»

Ohne auf Larm oder Deckung zu achten, sturmten sie den Abhang hinunter, wirbelten Staub und Steine auf und hielten den Blick fest auf den Nachbarhugel gerichtet. Sie erreichten die Talsohle und rannten keuchend uber das freie Gelande, blind gegen alles au?er der verborgenen Kanone.

Irgendwo, eine Million Meilen weg, schrie jemand, und ein Schu? pfiff den Hugel herab. Stimmen schwollen an und verklangen wieder. Sie kamen von den Mannern an der Lagune, die zu ihren Waffen eilten, weil sie annahmen, sie wurden von See aus angegriffen.

Drei Kopfe erschienen plotzlich auf dem Hugelkamm, als der erste von Bolithos Mannern gerade seinen Fu? erreicht hatte. Colpoys Musketen schienen ziemlich wirkungslos zu knallen, aber zwei der Manner verschwanden immerhin, und der dritte machte einen Satz, bevor er den Hang hinunter mitten zwischen die britischen Matrosen rollte.

«Weiter!«Bolitho schwang seinen Sabel.»Schneller!»

Von der einen Seite scho? eine Muskete, ein Seeman fiel, umfa?te mit beiden Handen seinen Schenkel und blieb dann stohnend liegen, wahrend seine Kameraden weitersturmten.

Bolitho kam es vor, als ob seine Lunge hei?en Sand eingeatmet hatte, wahrend er uber eine roh aus Steinen aufgeturmte Brustwehr sprang. Weitere Schusse fielen, und er begriff, da? noch einige seiner Leute getroffen waren.

Er sah Metall schimmern, neben einem Rad der Kanone unter ihrer Persenning, und schrie:»Achtung!»

Aus der Deckung unter der Leinwand scho? jemand ein Stutzrohr[14] auf die vorsturmenden Seeleute ab. Einen von ihnen warf es auf den Rucken, sein Gesicht und der gro?te Teil des Schadels waren wegge-scho?en. Drei weitere Manner lagen zuckend in ihrem Blut.

Mit einem Gebrull wie ein wutendes Raubtier warf sich Pearse von der anderen Seite des Geschutzstandes auf die Persenning und schlug sie mit seiner doppelseitig geschliffenen Klinge in Stucke. Eine Gestalt rannte, die Hande uber dem Kopf, aus der Deckung und schrie:»Pardon! Pardon!»

Pearse holte aus und schrie:»Pardon, du Lump? Nein — das!«Die breite Klinge traf den Mann quer im Nacken, so da? sein Kopf nach vorn auf die Brust kippte.

Midshipman Cowdroys Gruppe erschien von der anderen Seite der Kuppe, und als Pearse seine Leute in die Stellung schickte, um den blutigen Sieg zu vollenden, machten sich Little und Stockdale an der Kanone zu schaffen, wahrend andere nachschauten, ob noch Glut in der nahen Feuerstelle war.

Die Seeleute fuhrten sich auf wie Verruckte. Sie unterbrachen ihr Jubelgeschrei nur, um ihre verwundeten Gefahrten in Deckung zu ziehen, larmten dann aber um so lauter, als Pearse mit einer gro?en Kanne Wein aus der Geschutzstellung auftauchte.

Bolitho rief:»Zu den Musketen! Die Seesoldaten kommen, gebt ihnen Deckung!«Wieder einmal warfen sich seine Leute zu Boden und richteten ihre Waffen auf die Lagune. Colpoys und seine zehn Scharfschutzen, die trotz ihrer schlecht sitzenden geborgten Kleidung irgendwie flott aussahen, eilten schu?bereit den Abhang herauf; aber es schien, als sei der Angriff so blitzschnell und wild gewesen, da? die ganze Insel wie gelahmt war.

Colpoys erschien und wartete, bis seine Manner in Stellung gegangen waren. Dann sagte er:»Es scheint, da? wir nur funf Mann verloren haben. Sehr befriedigend. «Er wandte sich verachtlich ab, als einige blutuberstromte Leiber aus der Geschutzstellung hochgereicht und uber die Brustwehr den Abhang hinuntergeworfen wurden.»Tiere!»

Little kletterte aus der Grube und wischte sich die Hande an seinem Bauch ab.»Reichlich Kugeln, Sir, aber nicht genug Pulver. Gut, da? wir eigenes mitgebracht haben.»

Bolitho war von ihrem Taumel angesteckt, aber er wu?te, da? er klaren Kopf behalten mu?te. Jeden Augenblick war der Gegenangriff auf ihre Stellung zu erwarten. Aber sie hatten sich prachtig gehalten; besser, als man erwarten durfte. Er sagte:»Geben Sie Wein aus.»

Colpoys setzte scharf hinzu:»Aber behaltet klaren Kopf und ein scharfes Auge, Leute. Die Kanone wird bald feuern mussen. «Er warf Bolitho einen Blick zu.»Habe ich recht?«Bolitho stieg Rauch in die Nase: seine Leute hatten Feuer angefacht. Sie waren im rechten Augenblick ungeheuer mutig gewesen, einige Minuten lang wie von einer tollkuhnen Raserei besessen. Er nahm eine Becher Wein von Jury an und trank. Es war ein Augenblick gewesen, den er bis zu seinem Tode nicht vergessen wurde.

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alte Handfeuerwaffe

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