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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 54


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Als Bolitho das Schiff erreichte, fand er die Besatzung klar zum Ankermanover und die Segel schon so weit losgemacht, da? sie kurzfristig gesetzt werden konnten. Wie befohlen meldete er sich in der Kajute, wo Dumaresq und Gulliver Seekarten studierten. Dumaresq bat den Master, drau?en zu warten, und sagte dann barsch:»Damit ich Sie nicht wegen Insubordination bestrafen mu?, lassen Sie mich als ersten sprechen. Unsere Mission in diesen Gewassern ist fur eine so leichte Fregatte wie die Destiny ein Wagnis. Ich habe das immer geahnt, aber dank dieser kleinen Information wei? ich jetzt, wo Garrick sein Hauptquartier hat, sein Lager fur Waffen und sonstige ungesetzliche Handelswaren, und auch, wo die Schiffe liegen, mit denen er das alles verteilt. Das war sehr wichtig.»

Bolitho hielt seinem Blick stand.»Man hatte es mir sagen sollen,

Sir.»

«Sie haben es aber genossen, oder?«Dumaresqs Ton wurde weicher.»Ich wei?, wie es ist, wenn man sich in einen Traum verrennt. Mehr konnte es nicht sein. Sie sind Offizier des Konigs und mogen sich sogar zu einem guten Offizier entwickeln, wenn mit der Zeit etwas Verstand hinzukommt.»

Bolitho schaute uber Dumaresq hinweg auf die drau?en vor Anker liegenden Schiffe; er uberlegte, auf welchem Aurora sein mochte.

Er fragte:»Ist das alles, Sir?»

«Ja. Ubernehmen Sie wieder Ihre Division. Ich will Anker lichten, sobald dieser Federfuchser Kopien meines Berichts fur die ortlichen Autoritaten und fur London fertiggestellt hat. «In Gedanken war er schon wieder bei den hundert anderen Dingen, die er noch erledigen mu?te.

Bolitho stolperte aus der Kajute in die Messe. Es war ihm zu schmerzlich, sich vorzustellen, wie diese Kajute noch vor kurzem ausgesehen hatte: mit ihren Kleidern, die ordentlich zum Trocknen aufgehangt waren, mit der jungen Zofe, die sich immer in der Nahe hielt fur den Fall, da? sie gebraucht wurde. Vielleicht war die Methode, die Dumaresq anwandte, richtig, aber mu?te er so brutal und gefuhllos sein?

Rhodes und Colpoys erhoben sich, umihnzu begru?en, und sie schuttelten einander feierlich die Hande.

Bolitho beruhrte das Stuckchen Papier in seiner Tasche und fuhlte sich starker. Was Dumaresq und die anderen auch denken mochten, sie konnten nicht wissen, wie schon es wirklich gewesen war.

Bulkley trat in die Messe, sah Bolitho und wollte ihn gerade fragen, welche Fortschritte seine Wunde machte; doch Rhodes schuttelte leicht den Kopf, und so rief der Arzt nur nach Poad und bat um eine Tasse Kaffee.

Bolitho wurde daruber hinwegkommen. Aber es mochte einige Zeit dauern.»Anker ist los, Sir!»

Dumaresq trat an die Reling und schaute hinuber zum Spanier, wahrend die Destiny mit von der frischen Brise geblahten Segeln der offenen See zustrebte.

Er sagte:»Das wird den Don argern. Seine halbe Besatzung ist an Land, um Vorrate zu erganzen, also kann er uns erst in einigen Stunden folgen. «Er warf den Kopf zuruck und lachte.»Hol dich der Teufel, Garrick! Genie?e noch dein bi?chen Freiheit!»

Bolitho beobachtete, wie seine Leute das Bro?bramsegel setzten und einander derbe Scherzworte zuriefen, als waren auch sie von Dumaresqs Erregung angesteckt. Aussicht auf Tod, Prisengeld, ein neues Land — alles war fur sie Anla? zur Frohlichkeit.

Palliser rief vom Achterdeck:»Bringen Sie die Leute auf Trab, Mr. Bolitho, die haben heute ja Blei in den Knoche n.»

Bolitho wandte sich nach achtern und hatte schon eine argerliche Antwort auf der Zunge. Aber dann zuckte er die Schultern. Palliser wollte ihm auf die einzige Art helfen, die er beherrschte.

Nachdem sie die gefahrlichen Untiefen von Bluff Point umfahren hatten, setzte die Destiny weitere Segel und nahm Kurs nach Westen. Spater, als Bolitho die Nachmittagswache ubernahm, studierte er die Karte und Gullivers sorgfaltig eingetragene Berechnungen.

Fougeaux Island war sehr klein und gehorte zu einer weitverstreuten

Inselgruppe, gut 150 Meilen westnordwestlich von St. Christopher. Es war nacheinander von Frankreich, Spanien und England beansprucht worden, selbst die Hollander hatten sich eine Zeitlang dafur interessiert.

Jetzt war es keinem Land Untertan, denn allem Anschein nach gab es da nichts zu holen. Es fehlte an Baumen fur Bau- und Brennholz, und es mangelte laut Seehandbuch sogar an Trinkwasser. Ein kahles, feindliches Stuck Land mit einer sichelformigen Lagune als einzigem Vorzug. Sie konnte Schutz bei Sturm bieten, aber kaum mehr. Doch, wie Dumaresq bemerkt hatte, was verlangte Garrick auch sonst?

Bolitho beobachtete den Kommandanten, der so ruhelos an Deck auf und ab ging, als hielte er es in seinen Raumen nicht mehr aus, seit das Ziel so nahe lag. Gegenwind erschwerte ihr Vorwartskommen und zwang das Schiff zu langen Kreuzschlagen, bei denen sie der Insel nur wenig naher kamen.

Aber die Aussicht, zumindest einen Teil des verlorenen Goldes zu finden, lie? sie die knochenbrechende Arbeit bei den dauernden Wendemanovern, das Durchholen der Brassen und das immer wieder neue Trimmen der Segel vergessen.

Wenn die Insel nun leer war oder gar nicht die richtige? Bolitho glaubte es nicht. Aurora mu?te gewu?t haben, da? nur Garricks Gefangennahme sie und ihren Mann vor seiner Rache schutzen konnte. Und auch, da? Dumaresq sie ohne diese Information nie freigelassen hatte.

Am nachsten Tag dumpelte die Destiny mit schlappen Segeln bewegungslos in einer Flaute.

Weit weg an Steuerbord sah man den vagen Umri? einer Insel, aber sonst hatten sie den Ozean allein fur sich. Es war so hei?, da? die Fu?e an den Decksnahten klebenblieben und die Kanonenrohre sich anfuhlten, als hatten sie eine Schlacht hinter sich.

Gulliver sagte:»Bei einem nordlicheren Kurs hatten wir mehr Gluck mit dem Wind gehabt, Sir.»

«Das wei? ich selbst, verdammt noch mal. «Dumaresq wandte sich ihm erbost zu.»Aber wir waren vielleicht auf ein Korallenriff gelaufen. Wollten Sie das riskieren? Wir sind eine Fregatte und kein flaches Fischerboot.»

Den ganzen Tag uber und auch noch den halben nachsten rollte das

Schiff unbehaglich in der schwachen Dunung. Ein Haifisch glitt vorsichtig um ihr Heck, und einige Matrosen versuchten ihr Gluck mit einem gro?en Angelhaken.

Dumaresq schien das Deck uberhaupt nicht mehr verlassen zu wollen. Als er an Bolitho wahrend dessen Wache vorbeiging, sah er, da? sein Hemd schwei?getrankt war; auf seiner Stirn hatte sich eine Blase gebildet, die er aber nicht zu bemerken schien.

Als die Nachmittagswache zur Halfte um war, tastete der Wind sich wieder uber die glitzernde Wasserflache an sie heran, aber mit ihm kam eine Uberraschung.

«Schiff, Sir! An Backbord achteraus!»

Dumaresq und Palliser beobachteten, wie die braunliche Segelpyramide uber den Horizont stieg. Das gro?e rote Kreuz auf der Breit-fock hob sich deutlich ab und beseitigte alle Zweifel.

Palliser rief erbittert:»Der Don, Gott strafe ihn!»

Dumaresq lie? mit versteinertem Blick das Glas sinken.»Fitzpa-trick! Er mu? es ihnen verraten haben. Sie sind auf Blut aus. «Er sah seinen Ersten Offizier an.»Wenn Don Carlos Quintana sich jetzt einmischt, wird es aber sein eigenes Blut kosten!»

«An die Brassen und Schoten!»

Die Destiny erbebte und legte sich kraftig vor die auffrischende Brise. Mit neuerwachter Kraft warf sie Wolken von Gischt an ihrer wei?en Galionsfigur hoch.

Dumaresq sagte:»Lassen Sie die Leute an den Geschutzen exerzieren, Mr. Palliser. «Er starrte achteraus auf das andere Schiff. Es schien schon viel naher gekommen zu sein.

«Und setzen Sie bitte unsere Flagge. Ich will nicht, da? uns der verdammte Spanier in die Quere kommt.»

Rhodes dampfte seine Stimme.»Und das meint er ernst, Richard. Dies ist sein gro?er Augenblick. Er wird lieber sterben, als ihn zu teilen.»

Einige Leute auf dem Achterdeck sahen einander an und machten angstliche Bemerkungen. Die eingefleischte Verachtung, mit der sie jede andere Marine au?er der eigenen beurteilten, war nach dem langen Aufenthalt in Basseterre etwas erschuttert. Die San Augustin besa? mindestens vierundvierzig Kanonen, die Destiny dagegen nur achtundzwanzig.

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