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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 44


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Der Matrose, ein Mann der Wache auf dem Achterdeck, erwiderte heftig:»Ve rdammt, Mr. Slade, er tut sein Bestes. Es ist schon schlimm genug fur die Alteren von uns, erst recht fur ihn.»

Slade lief dunkelrot an und brullte:»Wachtmeister! Nehmen Sie den Mann fest!«Er wandte sich an das gesamte Achterdeck:»Ich will ihn auf der Strafgrating sehen!»

Poynter und der Schiffskorporal ergriffen den beschuldigten Matrosen. Dieser zeigte keine Spur von Angst.»Wie bei Murray, wie? Ein guter und loyaler Kamerad, den wolltet ihr ebenfalls auspeitschen!»

Bolitho horte ein Gemurmel der Zustimmung.

Rhodes raffte sich endlich aus seiner Teilnahmslosigkeit auf und rief:»Ruhe da! Was ist denn los?»

Slade sagte:»Dieser Mann forderte mich heraus und beschimpfte mich. «Gefahrlich ruhig schaute er den Matrosen an, als wolle er ihn totschlagen.

Rhodes sagte unsicher:»In dem Fall.»

«In dem Fall, Mr. Rhodes, lassen Sie den Mann in Eisen legen. Ich dulde keine Unbotma?igkeiten auf meinem Schiff.»

Dumaresq war wie durch Zauberei erschienen.

Slade schluckte und sagte:»Dieser Mann hat sich eingemischt, Sir.»

«Ich habe Sie gehort!«Dumaresq verschrankte die Hande auf dem Rucken.»Wie das ganze Schiff, mochte ich annehmen. «Er warf einen Blick auf Merret und fuhr ihn an:»Hor auf zu flennen, Junge!»

Der Midshipman horte wie eine angehaltene Uhr auf und sah sich entgeistert um.

Dumaresq fa?te den Matrosen ins Auge und sagte:»Das war eine kostspielige Geste, Adams. Ein Dutzend gibt's dafur!»

Bolitho wu?te, da? Dumaresq nicht anders handeln konnte, um die Autoritat seiner Unterfuhrer zu stutzen; aber ob zu Recht oder zu Unrecht: zwolf Schlage waren die Mindeststrafe. Ein kleines Kopfweh, wurden die alteren Seeleute dazu sagen.

Aber eine Stunde spater, als die Peitsche sich hob und mit schrecklicher Gewalt auf den nackten Rucken des Matrosen niederklatschte, erkannte Bolitho, wie schwach ihre Position gegenuber der Schiffsbesatzung war.

Die Grating war weggestaut, der Mann namens Adams stohnend vor Schmerzen nach unten getragen, wo er mit einem Gu? Salzwasser und einer gro?en Portion Rum wieder auf die Beine gebracht wurde. Die Blutflecken an Deck waren weggewaschen, und allem Anschein nach lief alles wieder wie zuvor.

Bolitho hatte Rhodes als Wachhabenden abgelost und horte Duma-resq zum Steuermannsmaaten sagen:»Der Disziplin ist Genuge getan, in unser aller Interesse. «Er sah Slade mit durchdringendem Blick an.»Zu Ihrem eigenen Besten rate ich Ihnen aber, mir moglichst aus dem Weg zu gehen.»

Bolitho wandte sich ab, damit Slade nicht sehen konnte, da? er die Szene beobachtet hatte. Aber er hatte Slades Gesicht bemerkt. Sein Ausdruck war der eines Mannes, der eine Begnadigung erwartet hatte und nun feststellte, da? seine Arme vom Henker gebunden wurden.

Die ganze Nacht dachte Bolitho an Aurora. Es war unmoglich, sich ihr zu nahern. Dumaresq hatte ihr den hinteren Teil der Kajute uberlassen, wahrend Egmont sich mit einer Notkoje im vorderen Teil, dem E?raum, begnugen mu?te. Dumaresq selber schlief im Kartenraum nebenan. Und dann gab es noch den Steward und den Posten Kajute, die jedem ungebetenen Besucher den Eintritt verwehren konnten.

Als Bolitho nackt und trotzdem schwei?triefend in der stickigen Luft auf seiner Koje lag, malte er sich aus, wie er Auroras Kajute betreten und sie in seine Arme schlie?en wurde. Er stohnte vor Qual und versuchte, seinen Durst zu vergessen, obwohl sein Mund vollig ausgedorrt war. Das Trinkwasser war faulig und knapp. Aber statt dessen Wein zu trinken hie?, eine Katastrophe heraufbeschworen.

Er horte unsichere Schritte in der Messe und dann ein leichtes Klopfen an seiner Tur.

Bolitho rollte sich von der Koje, hielt sich sein Hemd vor und fragte:»Wer ist da?»

Es war Spillane, der neue Schreiber des Kommandanten. Trotz der spaten Stunde sah er sauber und adrett aus; sogar sein Hemd schien frisch gewaschen zu sein.

Spillane sagte hoflich:»Ich habe eine Botschaft fur Sie, Sir. «Er musterte Bolithos wirres Haar und seine halbe Nacktheit, bevor er fortfuhr:»Von der Dame.»

Bolitho warf einen schnellen Blick in die Messe. Nur das regelma?ige Knarren von Holz und das gelegentliche Schlagen der Segel oben durchbrach die Stille.

Er flusterte:»Geben Sie her!»

Spillane antwortete:»Nur mundlich, Sir. Sie hat nichts aufgeschrieben.»

Bolitho schaute starr vor sich hin. Spillane war nun ein Mitwisser, ob ihm das pa?te oder nicht.»Also?»

Spillane senkte die Stimme noch mehr.»Sie ubernehmen doch die Morgenwache um vier Uhr, Sir.»

«Aye.»

«Die Dame wird versuchen, an Deck zu kommen. Um frische Luft zu schnappen, falls jemand nach dem Grund fragen sollte.«»Ist das alles?»

«Alles, Sir. «Spillane beobachtete ihn im truben Licht einer mit einer kleinen Flamme brennenden Laterne.»Hatten Sie mehr erwartet?»

Bolitho sah ihn prufend an. War die letzte Bemerkung ein Zeichen plumper Vertraulichkeit? Aber vielleicht war Spillane auch nur nervos und wollte seinen Auftrag schnell hinter sich bringen.

Er sagte:»Nein. Vielen Dank fur die Nachricht.»

Danach stand er noch lange vor seiner Koje, wobei er die Schiffsbewegungen ausbalancierte und uber das nachdachte, was Spillane gesagt hatte.

Spater sa? er in der Messe, lie? das Hemd unschlussig von einem Finger baumeln und starrte in die Dunkelheit.

Ein Bootsmannsmaat fand ihn so und flusterte:»Also brauche ich Sie nicht erst zu wecken, Sir. Die Wache wird gerade gemustert. Es weht eine frische Brise, aber der nachste Tag wird wieder hei?, nehme ich an.»

Er trat zuruck, als Bolitho seine Kniehose anzog und nach einem neuen Hemd suchte. Der Leutnant war offenbar noch halb im Schlaf, entschied der Maat. Es war doch glatte Verschwendung, wenn jemand saubere Wasche fur die Morgenwache anzog. Sie wurde bis sechs Glasen[12] zum Auswringen na? sein.

Bolitho folgte dem Mann an Deck und loste Midshipman Henderson mit der geringstmoglichen Verzogerung ab. Henderson stand als nachster zur Offiziersprufung an. Palliser hatte ihm erstmals erlaubt, die Mittelwache allein zu gehen.

Der Midshipman rannte fast unter Deck; Bolitho konnte sich gut an seine Stelle versetzen und wu?te, mit welcher Genugtuung er sich jetzt in seine Hangematte im Orlopdeck schwingen wurde.

Seine erste Wache allein lag hinter ihm. Es ware fast schiefgegangen, weil er drauf und dran gewesen war, Palliser oder den Master zu wecken.

Dann das Triumphgefuhl, als Bolitho erschien und er begriff, da? die Wache ohne Zwischenfall voruber war.

Bolithos Leute lie?en sich im Dunkeln an Deck nieder; nachdem er Kompa? und Segelstand uberpruft hatte, schlenderte er zum Niedergang.

Midshipman Jury ging auf die Luvseite und fragte sich, wann er wohl die Chance fur eine selbstandige Wache bekame. Er wandte sich um und sah Bolitho weiter nach achtern zum Besanmast gehen — und dann den Schimmer einer zweiten Gestalt, die lautlos heranglitt.

Er horte die Ruderganger miteinander flustern und bemerkte, da? der Bootsmannsmaat der Wache sich diskret auf die Luv-Laufbrucke begeben hatte.

«Achtung auf das Ruder!«Jury sah, da? die Matrosen an dem gro?en Doppelrad sich strafften. Die beiden Gestalten hinter ihnen schienen zu einer einzigen verschmolzen zu sein.

Jury schlenderte zur Querreling und packte sie mit beiden Handen. Allem Anschein nach ging er jetzt doch seine erste Wache allein, dachte er glucklich.

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sieben Uhr

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