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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 21


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Zwei Wochen nach Eroberung der Brigantine kreuzte die Destiny mit Sudkurs den Aquator. Sogar der Master schien uber ihr flottes Vorankommen und die zuruckgelegte Strecke erfreut. Der ihnen gunstige Passat und die milde, warme Luft trugen dazu bei, die Stimmung der Leute zu heben und Krankheiten fernzuhalten.

Uber ein Drittel der Besatzung uberquerte den Aquator zum erstenmal. Allerlei Ulk und rauhe Scherze, welche die traditionelle Zeremonie begleiteten, wurden beflugelt durch eine Viertageration Rum und Wein fur alle Mann.

Little, der Stuckmeistersmaat, gab einen majestatischen Neptun mit goldgemalter Papierkrone und einem Vollbart aus Schiemannsgarn ab. Als verschamte Konigin an seiner Seite posierte ein entsprechend ausgestopfter Schiffsjunge. Alle Neuankommlinge in Neptuns Konigreich wurden grundlich abgeseift und untergetaucht.

Hinterher kam Dumaresq zu seinen Offizieren in die Messe und druckte ihnen seine Zufriedenheit mit Schiff und Besatzung und ihrer flotten Reise aus. Die Heloise war weit zuruckgefallen, da sie immer noch mit der Reparatur ihrer Schaden beschaftigt war. Dumaresq hatte offenbar nicht die Absicht, deshalb seinen eigenen Landfall hinauszuschieben. Slade hatte Befehl, so schnell wie moglich in Rio zu ihm zu sto?en.

An den meisten Tagen zog die Destiny unter samtlichen Segeln ihre Bahn und hatte ein prachtiges Bild fur ein anderes Schiff, das mit ihnen den Ozean teilte, abgegeben. Die neuen Leute, die hoch uber Deck bei der Arbeit waren oder am regelma?igen Segel- und Geschutzexerzieren teilnahmen, begannen sich mehr und mehr einzuleben, und Bolitho beobachtete, wie die bleiche Haut derjenigen, die aus dem Schuldturm oder noch Schlimmerem kamen, in der taglich starker brennenden Sonne eine dunklere Tonung annahm.

Ein weiterer Mann, der in dem Gefecht verwundet worden war, starb und erhohte ihre Verluste damit auf acht. Der Kapitan der Heloi-se, der Tag und Nacht von einem Seesoldaten bewacht wurde, kam langsam wieder zu Kraften. Bolitho nahm an, da? Dumaresq ihn nur darum unbedingt am Leben erhalten wollte, damit er ihn spater wegen Piraterie aufknupfen lassen konnte.

Midshipman Jury durfte wieder Dienst tun, allerdings nur an Deck oder auf Wache achtern. Seltsamerweise schien die Erinnerung an die gemeinsam geteilte Gefahr ihn und Bolitho eher voneinander fernzuhalten; obwohl sie einander taglich mehrmals begegneten, spurte Bo-litho ein gewisses Unbehagen zwischen ihnen.

Moglicherweise hatte der Kommandant recht. Vielleicht hatte Jurys» Heldenverehrung«, wie er es bezeichnet hatte, eher eine Verlegenheit als eine Bindung zwischen ihnen geschaffen. Der kleine Merrett dagegen schien mehr Selbstvertrauen gewonnen zu haben. Es war, als ob er mit seinem sicheren Tod gerechnet hatte und nun uberzeugt sei, ihm konne nichts Schlimmeres mehr passieren. Er enterte mit den anderen Midships in den Wanten auf, und wahrend der Hundewachen horte man seine helle Stimme oft mit seinen Kameraden diskutieren oder streiten.

Eines Abends, als die Destiny unter Mars- und Untersegeln ihre Bahn zog und Bolitho die erste Wache von Leutnant Rhodes ubernahm, sah er, wie Jury die anderen Midshipmen auf den Gefechtsstanden in den Marsen beobachtete, die dort allerlei Unsinn trieben. Sicherlich wunschte er sich, bei ihnen oben zu sein.

Bolitho wartete, bis der Ruderganger rief:»Ruder ubernommen, Kurs Sud-Sud-West liegt an!«Danach ging er hinuber auf die andere Seite, wo Jury stand, und fragte:»Was macht die Wunde?»

Jury sah ihn an und lachelte.»Tut nicht mehr weh, Sir. Ich hatte

Gluck. «Seine Finger strichen uber den Ledergurtel und beruhrten den Kratzer auf dem Metallschlo?.»Waren es wirklich Piraten?»

Bolitho zuckte die Schulter.»Jedenfalls waren sie darauf aus, uns zu verfolgen. Spione vielleicht, doch nach den Buchstaben des Gesetzes gelten sie als Piraten.»

Daruber hatte er nach jener schrecklichen Nacht viel nachgedacht. Er vermutete, da? Dumaresq und Palliser mehr wu?ten, als sie sagten, und da? die eroberte Brigantine irgendwie mit Dumaresqs geheimer Mission und ihrem kurzen Aufenthalt in Funchal zu tun hatte.

Er sagte:»Wenn wir dieses Tempo beibehalten, sind wir in einer Woche in Rio. Dann werden wir sicherlich die Wahrheit erfahren.»

Gulliver erschien auf dem Achterdeck und schaute lange schweigend zu der steifer werdenden Leinwand hinauf. Schlie?lich meinte er:»Der Wind wird starker. Ich glaube, wir sollten einige Segel we g-nehmen. «Er zogerte und sah Bolitho an.»Wollen Sie es dem Kommandanten melden, oder soll ich es tun?»

Bolitho sah, wie die Marssegel sich im Wind blahten. Im scheidenden Sonnenlicht wirkten sie wie gro?e, rosafarbene Muscheln. Aber Gulliver hatte recht, und er hatte es selbst erkennen mussen.

«Ich werde es ihm melden.»

Gulliver ging zum Kompa? hinuber, als sei er von einer inneren Unruhe getrieben.»Das Wetter ist zu schon, um sich zu halten. Ich kenne das.»

Bolitho winkte Midshipman Cowdroy heran, der zur Zeit — bis Jury ganz wiederhergestellt war — die Wache mit ihm teilte.»Meine Empfehlung an den Kommandanten, und ich lasse ihm melden, da? der Nordost auffrischt.»

Cowdroy tippte an seinen Hut und eilte zum Niedergang. Bolitho schluckte seine Abneigung gegen ihn herunter; ein arroganter, intoleranter Geselle. Er wunderte sich, da? Rhodes mit ihm zurechtkam.

Jury fragte leise:»Bekommen wir Sturm, Sir?»

«Kaum. Aber es ist gut, wenn wir darauf vorbereitet sind. «Er sah etwas in Jurys Hand glitzern und sagte:»Das ist aber eine schone

Uhr.»

Jury hielt sie ihm hin, sein Gesicht strahlte.»Sie gehorte meinem Vater.»

Bolitho offnete vorsichtig den Deckel und entdeckte darin das winzige, aber ausgezeichnete Portrat eines Seeoffiziers, dem Jury sehr ahnlich sah. Es war eine wunderschone Uhr, von einem der besten Handwerker Londons hergestellt.

Bolitho gab sie Jury zuruck und sagte:»Gehen Sie sorgsam mit ihr um. Sie mu? sehr wertvoll sein.»

Jury steckte sie wieder in die Hosentasche.»Sie ist das einzige, was ich von meinem Vater besitze.»

Irgend etwas in seinem Ton beruhrte Bolitho tief und bewirkte, da? er sich unbeholfen vorkam. Es argerte ihn, da? er Jurys Bemuhen, ihm zu gefallen, nicht eher durchschaut hatte. Der Junge hatte sonst niemand in der Welt, der sich um ihn kummerte.

Er sagte:»Schon, Mr. Jury, wenn Sie auf dieser Reise gut aufpassen, wird es Ihnen spater sicher zustatten kommen. «Er lachelte.»Wer hat vor ein paar Jahren von James Cook gewu?t, mochte ich wissen. Nun ist er ein Volksheld, und wenn er von seiner letzten Reise zuruckkommt, wird er zweifellos wieder befordert werden.»

Die Stimme Dumaresqs lie? ihn herumfahren.»Machen Sie mir den Jungen nicht verruckt, Mr. Bolitho. In Kurze wird er noch meinen Posten verlangen.»

Bolitho wartete auf Dumaresqs Entscheidung wegen der Segel. Man wu?te nie genau, woran man mit ihm war.

«Wir werden beizeiten Segel wegnehmen, Mr. Bolitho. «Er wippte auf den Fersen und prufte ein Segel nach dem anderen.»Aber wir wollen rennen, so lange wir konnen.»

Als er im Niedergang verschwunden war, rief der Steuermannsmaat der Wache:»Der Kutter hat sich aus der Halterung gelost. Sir.»

«Danke. «Bolitho sah sich wieder nach Midshipman Cowdroy um.»Nehmen Sie ein paar Leute und sichern Sie den Kutter, bitte. «Er spurte den Widerstand des Kadetten und wu?te auch den Grund: Cowdroy mu?te es merken, da? er froh war, ihn wahrend der Wache los zu sein.

Jury hatte erraten, was vorging.»Ich mache das, Sir. So etwas ist mir vom Arzt erlaubt.»

Cowdroy wandte sich um und fuhr ihn an:»Sie sind krank, Mr. Jury. Sie brauchen sich meinetwegen nicht zu bemuhen. «Er ging weg und rief nach einem Bootsmannsmaat.

Wie Gulliver prophezeit hatte, nahm der Wind weiter zu; die See veranderte ihr Gesicht und setzte wei?e Schaumkronen auf. Bolitho verga? den kleinen Streit zwischen den beiden Midshipmen, den er verursacht hatte.

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