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Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub - Kent Alexander - Страница 10


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Pyke grunzte, zufrieden oder verachtlich, das lie? sich nicht feststellen.

Dann rief er:»Zwei Mann bleiben beim Boot! Ladet jetzt eure Waffen. «Dann deutete er aufwarts in die Dunkelheit.»Ashmore, du beziehst dort oben Posten. Pa? auf, da? sich kein neugieriger Halunke in der Gegend herumtreibt.»

Unsichtbar fragte Ashmore aus dem Dunkel:»Und wenn einer auftaucht, Sir?»

«Dann schlag ihm den Schadel ein, zum Teufel!«Pyke schnallte seinen Gurtel fest.»Der Rest kommt mit uns. «Zu Bolitho sagte er:»So eine Nacht wie diese ist genau richtig. «Der Schnee wirbelte um sie herum, als sie sich einen steilen, gewundenen und schlupfrigen Pfad aufwartstasteten. Als Bolitho einmal anhielt, um an einer besonders steilen und glatten Stelle seinem Nachfolger die Hand zu reichen, sah er weit unter sich die See, die in endloser Reihe ansturmenden, schwarzen, leuchtend wei? gekronten Brecher.

Plotzlich dachte er an seine Mutter. Es kam ihm vollig unwirklich vor, da? sie nur etwa zwolf Meilen von ihn entfernt sein sollte; immerhin war es ein gewaltiger Unterschied zwischen der Vogelfluglinie und dem Zickzackkurs der Avenger bis in diese Bucht.

Pyke schien unermudlich. Seine langen, hageren Beine trugen ihn mit einer Geschwindigkeit und Sicherheit aufwarts, als taten sie das jeden Tag.

Bolitho versuchte, die Kalte und den ihn blendenden Schneeregen zu ignorieren. Es war wie ein Weg ins Nirwana. Er prallte gegen Pykes Rucken, als dieser plotzlich innehielt und zischte: «Leise! Irgendwo dort oben mu? die Hutte stehen. «Bolitho griff nach seinem Degen und spitzte die Ohren. Pyke nickte.»Ja, hier entlang. «Er eilte weiter auf dem Pfad, der nun allmahlich flacher wurde.

Kurz darauf schimmerte wie ein heller Felsblock die Hutte aus dem Schneeregen. Sie war kaum gro?er als ein normales Zimmer, hatte sehr niedrige Wande, ein Strohdach und kleine, blinde Fenster.

Bolitho uberlegte, wer wohl hier in der Einsamkeit wohnen mochte. Es mu?te ziemlich weit sein bis zur nachsten Siedlung oder gar bis zu einem Dorf.

Pyke studierte die kleine Hutte mit beruflichem Interesse. Zu Bolitho sagte er:»Der Mann hei?t Portlock und ist sich fur nichts zu schade: Wildern, Spitzeln fur die Anwerber, Schmuggel — er fa?t alles an, was Geld bringt. «Pyke lachte kurz auf.»Wie der's all die Jahre fertiggebracht hat, dem Henker zu entgehen, ist mir ein Ratsel. «Er seufzte.»Robins, gehen Sie eine halbe Kabellange weiter und passen Sie gut auf. Coote, Sie stellen sich auf die Ruckseite der Hutte. Da ist zwar keine Tur, aber man kann nie wissen. «Er blickte Bolitho an.»Klopfen Sie lieber.«»Ich denke, wir sollen leise sein?»

«Nur zu Anfang. Bis hierher sind wir wohl unbemerkt gekommen. «Leise naherte er sich der Hutte.»Wenn wir aber jetzt beobachtet werden, Mr. Bolitho, mu? es offiziell aussehen, sonst wird der redselige Mr. Portlock bald wie ein Fisch aufgeschlitzt.»

Bolitho nickte. Er lernte standig dazu.

Dann zog er seinen Degen und schlug nach kurzem Zogern kraftig mit dem Griff gegen die Tur.

Zunachst passierte nichts, man horte lediglich das Prasseln des Schneeregens, das keuchende Atmen der Seeleute.

*ca. 92 m

Nach einer ganzen Weile rief eine Stimme:»Wer ist da, mitten in der Nacht?»

Bolitho schluckte. Er hatte nach Pykes Beschreibung eine grobe Mannerstimme erwartet, aber es war eine weibliche, noch dazu klang sie jung und verangstigt.

Er spurte die Spannung der Seeleute und rief mit fester Stimme:»Im Namen des Konigs, offnen Sie, Madam!«Langsam und zogernd wurde die Tur aufgemacht, das sparliche Licht einer truben Laterne warf einen schwach orangefarbenen Schimmer uber ihre Fu?e.

Pyke schob sich ungeduldig durch die Tur und rief:»Einer von euch bleibt drau?en!«Er schnappte sich die Laterne, schwenkte sie suchend durch den Raum und sagte:»Wie eine verdammte Gruft!«Bolitho hielt den Atem an, als das Innere der Hutte sichtbar wurde.

Selbst bei dieser durftigen Beleuchtung sah er, da? sie vor Schmutz starrte. Alte Fasser und Kisten lagen unordentlich auf dem Boden herum, wahrend Treibholz und anderes Strandgut an den Wanden und rund um den fast erloschenen Kamin wie eine Barrikade aufgeschichtet waren.

Bolitho warf einen Blick auf das Machen, das die Tur geoffnet hatte. Es trug kaum mehr als Lumpen und war trotz des kalten

Fu?bodens aus festgestampfter Erde barfu?. Ihm wurde fast ubel.

Sie mu?te ungefahr in Nancys Alter sein, uberlegte er.

Ein Mann, der wohl Portlock sein mu?te, stand an der hinteren

Wand und sah genauso aus, wie Bolitho ihn sich vorgestellt hatte:

brutal, grobgesichtig, einer, der fur Geld alles tun wurde.

Der Kerl rief jetzt mit heiserer Stimme:»Ich hab' nichts getan!

Wer gibt euch das Recht, hier mitten in der Nacht einzudringen?»

Als niemand antwortete, wurde er kuhner und reckte sich hoch auf.

«Was fur ein Offizier sind Sie eigentlich?»

Er starrte Bolitho so ha?erfullt an, da? dieser die Wut des

Mannes fast korperlich zu spuren glaubte.

«Das lasse ich mir nicht gefallen, nicht von so einem grunen

Jungen!»

Pyke huschte hinuber wie ein Schatten. Sein erster Schlag warf Portlock keuchend auf die Knie, der zweite schleuderte ihn zu Boden, wo er auf der Seite liegenblieb. Ein roter Blutfaden lief uber sein Kinn.

Pyke war nicht einmal au?er Atem.»Nur damit wir uns richtig verstehen!«Er trat zuruck und balancierte auf den Fu?ballen, wahrend Portlock sich stohnend vom Boden erhob.»In Zukunft wirst du einen Offizier des Konigs mit Respekt behandeln, gleichgultig, wie alt er ist, verstanden?»

Bolitho hatte das Gefuhl, da? ihm die Fuhrung entglitt.»Sie wissen genau, warum wir hier sind. «Er sah, wie sich der Blick des Mannes in Sekundenschnelle von Wut in Unterwurfigkeit wandelte.

«Ich mu?te doch ganz sichergehen, junger Herr.»

Bolitho wandte sich angeekelt ab.»Oh, stellen Sie ihm in Gottes

Namen schon Ihre Fragen«, sagte er zu Pyke.

Er blickte nach unten, weil eine Hand seinen Arm beruhrte. Es war das Madchen, das seinen durchna?ten Rock befuhlte, wobei es leise vor sich hinsummte wie eine Mutter, die ihr Kind im Arm halt.

«Zuruck, Madchen!«rief ein Seemann scharf. Zu Bolitho gewandt, sagte er heftig:»Diesen Blick kenne ich, Sir. So gierig, wie wenn sie die Gehenkten noch am Galgen fleddern!«Pyke fugte hinzu:»Oder die Unglucklichen, die das Pech hatten, hier zu stranden!»

Portlock sagte:»Von alldem wei? ich nichts, Sir!»

«Wir werden ja sehen. «Pyke betrachtete ihn kalt.»Ist die

Ladung noch hier?»

Portlock nickte, wobei er den Bootsmann wie ein verangstigtes Kaninchen anstarrte.»Aye.»

«Gut. Und wann soll sie abgeholt werden?«Sein Ton wurde scharfer.»Lug' nicht!»

«Morgen fruh, bei Niedrigwasser.»

Pyke blickte Bolitho an.»Ich glaube ihm. Bei Niedrigwasser ist es leichter, die Ware auf den Haken zu bekommen. «Er zog eine Grimasse.»Au?erdem sind die Zollboote dann gezwungen, im tieferen Wasser zu bleiben.»

Bolitho sagte:»Dann rufen wir wohl besser die Leute wieder zusammen.»

Pyke aber beobachtete Portlock noch immer. Schlie?lich sagte er:

«Du bleibst hier.»

Portlock protestierte.»Aber mein Geld! Man hat mir versprochen…»

«Verdammt sei dein Geld!«Bolitho konnte sich nicht beherrschen, obwohl er merkte, da? Pyke ihn amusiert betrachtete.»Wenn du uns verratst, geht es dir genauso dreckig wie denen, die du jetzt an uns verraten hast!»

Er blickte das Madchen an, sah den blauen Fleck auf seiner Wange, den Ausschlag um den Mund. Als er aber die Hand trostend ausstreckte, schreckte sie zuruck und hatte ihn wohl angespuckt, ware nicht ein stammiger Seemann dazwischengetreten.

Pyke verlie? die Hutte und wischte sich dabei das Gesicht ab.»Sparen Sie sich Ihr Mitleid, Mr. Bolitho. Abschaum zeugt Abschaum.»

Bolitho fiel neben Pyke in Schritt. Die funkelnden Geschutze und hellen Segelpyramiden eines Linienschiffes schienen ihm weiter entfernt denn je. Dies hier war Verkommenheit auf ihrer untersten Stufe, wo selbst die kleinste Regung von Anstand als Schwache ausgelegt wurde.

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