Zauberer von den Sternen - Stasheff Christopher - Страница 16
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Recht auf jede Frau ihrer Leibeigenen genommen. Catherine ist eine Reformerin, die versucht, alle Mißstände, derer sie sich bewußt ist, dadurch zu beheben, daß sie sich zum einzigen Gesetz auf Gramayre macht — doch sie wird es nicht schaffen.
Die Lords werden es nicht zulassen. Mit den Richtern wäre sie vermutlich gerade noch durchgekommen, aber die Sache mit den Priestern wird zur Rebellion führen. In dieser Art von Gesellschaft haben die Priester mehr Einfluß auf das Volk als sonst irgend jemand. Und wenn sie in Zukunft nur noch ihr unterstehen, haben die Adeligen überhaupt nichts mehr zu sagen, und das wissen sie. Und das werden sie sich nicht ohne Kampf gefallen lassen.“
„Soweit pflichte ich Ihnen bei“, sagte der Roboter. „Das ist auch noch das klassische Muster, ähnlich dem Versuch des englischen Königs Johann L, der die Nation zentralisieren wollte, ehe ein solches Projekt hoffen konnte, mit Erfolg gekrönt zu werden.“
Rod nickte. „Und wir können hoffen, daß genau wie Johanns Barone die Hohen Lords auf eine Magna Charta libertatum bestehen werden.“
„Aber…“
„Aber was, Gekab?“ fragte Rod mit märtyrergleicher Geduld.
„Es gibt das fremde Element: eine Gruppe von Ratgebern der Hohen Lords — eine Gruppe, die ausgesprochen kohäsiv zu sein scheint.“
Rod runzelte die Stirn. „Stimmt.“
„Und was Sie mir von der Szene nach Catherines Verlassen der Ratskammer erzählt haben…“
„Puh!“ Rod schauderte. „Es war, als hätte sie ihnen den Fehdehandschuh zugeworfen, und alle stürzten sich darauf, um in die Ehre zu kommen, ihn aufheben zu dürfen. Das Mädchen mag zwar ein wenig von den Grundbegriffen der Staatswissenschaft verstehen, aber absolut nichts von Diplomatie. Sie forderte sie heraus, ohne wirklich zu glauben, daß sie es wagen würden, sich gegen sie zu stellen.“ „Ja, und die Ratgeber machten ihre Sache großartig. Jeder riet seinem Lord, nicht zu kämpfen, da er zu schwach sei — um ihn dann diplomatisch darauf aufmerksam zu machen, wenn es schon sein müßte, sollte er sich mit den anderen Lords verbünden. Fachmännisch angewandte Psychologie. Man könnte annehmen, die Ratgeber legten es darauf an, die zentrale Befehlsgewalt völlig zu eliminieren.“
„Ja…“ Rod runzelte die Stirn. „Das ist in einer solchen Gesellschaftsordnung nicht normal, nicht wahr, Gekab?“ „Allerdings nicht, Rod. Die Anarchietheorie ergibt sich gewöhnlich erst, wenn die Kultur einen weit höheren Stand der Technologie erreicht hat.“
Rod kaute an seiner Lippe. „Außerplanetarer Einfluß, vielleicht?“
„Möglich. Und das führt uns zu der totalitären Volksbewegung: eine weitere Anomalie. Nein, Rod, das ist nicht das klassische Muster!“
„Nein, verdammt. Wir haben drei Gruppen, die auf die Macht aus sind: die Bauern, die Herzöge und ihre Ratgeber, und die Königin und wer immer sie unterstützt. Im Augenblick scheint diese Unterstützung sich auf Brom O'Berin zu beschränken.“ „Totalitaristen, Anarchisten, und die Königin in der Mitte“, brummte Gekab. „Auf wessen Seite sind Sie, Rod?“ „Auf Catherines, zum Teufel!“ Rod grinste. „Ich bin hier, um die Saat der Demokratie auszustreuen, und es sieht ganz so aus, als wäre die einzige Chance, sie zum Keimen zu bringen, einer konstitutionellen Monarchie auf die Beine zu helfen.“ „Ich kann mich vielleicht täuschen“, murmelte Gekab. „Aber ich glaube, Sie sind höchst erfreut, daß Ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, als sie zu unterstützen.“ Um sie herum dämpfte nächtlicher Dunst die wenigen Lichter. Die Nebelwand befand sich lediglich etwa zehn Meter entfernt. Ein schriller Schrei zerriß die Luft, gefolgt von Schwerterklirren. „Hilfe! Zu Hilfe!“ brüllte eine jugendliche Stimme.
Rod stieß die Fersen in Gekabs Metallflanken und legte die Hand um sein Rapier. Der Rappe galoppierte auf den Lärm zu.
Unter dem rauchigen Fackelschein in einer Gassenmündung kämpfte ein Mann mit dem Rücken zur Hauswand gegen drei Angreifer.
Rod brüllte. Er lenkte das Pferd mitten hinein und hieb mit der flachen Degenklinge um sich. Gerade noch rechtzeitig riß er den Dolch heraus, um ein Schwert abzuwehren, das von links auf ihn zukam. Sein Rapier schwang im Bogen um seinen Kopf und klirrte gegen den Stahl des Gegners. Und dann drangen Klingenspitzen von allen Seiten auf ihn ein. Rod wurde in die Defensive gedrängt und mußte die Stahlwaffen wie Fliegen von sich schlagen. Aber das beabsichtigte Opfer stieß einen schrillen Schrei aus, der jedes Kettengespenst beschämt hätte, und griff von hinten an.
Plötzlich klirrten drei Klingen auf den Boden, und ihre Besitzer ergriffen das Hasenpanier. Einen Augenblick blieb Rod wie benommen sitzen, dann brüllte er auf, und Gekab raste den Fliehenden nach.
Aber als er das dunkle Ende der Gasse erreichte, war nichts mehr von den Fliehenden zu sehen, obwohl es sich um eine Sackgasse handelte. Zweifellos waren sie hinter irgendwelchen Türen verschwunden. Ihr Opfer, das es nicht geworden war, kam herbeigerannt. „Keinen Sinn, sie zu suchen“, keuchte der Mann. „In fünf Minuten sind sie schon genau so viele Meilen entfernt.“
Rod fluchte und schob sein Rapier in die Scheide zurück. Er wandte sich dem Fremden zu. „Seid Ihr verletzt?“
„Nein“, murmelte der junge Mann. Rod blickte auf ein offenes Gesicht mit Stupsnase, blauen Augen und einem Grinsen hinab, das wie die Sonne durch den Nebel schien. Blondes Haar rahmte es in all seiner Unschuld ein. Es war ein sehr junges, unerfahren wirkendes Gesicht, — und sehr gutaussehend.
Fast ein wenig neidvoll schwang Rod sich aus dem Sattel. Die Stirn des jungen Mannes reichte bis etwa zu Rods Augen, aber was ihm an Größe fehlte, machte er durch Breite wett. Seine Schultern waren bestimmt um gute fünfzehn Zentimeter breiter als Rods, und die Arme hätten zu einem Gorilla oder Bären gepaßt. Die Beine waren ungemein stämmig und verliefen in schmalen Hüften. Er trug ein Lederwams über einem weißen Hemd, einen breiten schwarzen Gürtel, und hochschäftige Stiefel aus weichem Leder.
Er runzelte die Stirn, als er das Blut an Rods Ärmel bemerkte.
„Ihr seid verletzt!“
„Ein Kratzer“, beruhigte ihn Rod. Er fummelte in Gekabs Satteltasche nach einer antiseptischen Binde und wickelte sie um den Unterarm. „Aber Ihr dürft gern die Schneiderrechnung bezahlen, wenn Ihr wollt“.
Der Jüngling nickte, und seine blauen Augen wirkten sehr ernst. „Das tue ich nur zu gern, denn sie hätten l mir das Herz aus der Brust geschnitten, wärt Ihr nicht gerade noch rechtzeitig zu meiner Rettung gekommen, Tuan McReady steht zutiefst in Eurer Schuld.“
Ein anständiger Junge, dachte Rod und streckte ihm die Hand entgegen. „Rod Gallowglass zu Euren Diensten, und von Schuld kann keine Rede sein. Ich freue mich immer, einem gegen drei beistehen zu können.“
„Aber ich stehe in Eurer Schuld“, erklärte der Junge und nahm Rods Hand wie in einen Schraubstock. „Ihr müßt mir zumindest gestatten, Euch einen Krug Bier zu kaufen.“
Rod zuckte die Schultern. „Warum nicht? Ich war ohnehin auf dem Weg in eine Schenke. Kommt doch mit.“
Zu seiner Überraschung zögerte Tuan. „Verzeiht, mein guter Herr Gallowglass — es gibt nur eine in dieser Stadt, in der ich willkommen bin. Alle anderen lehnen meine Art zu leben ab, und…“ Das runde Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. „… sie gefällt den Spießbürgern nicht so recht.“
Rod nickte. „Na schön, ein Wirtshaus ist so gut wie jedes andere.“
Der Stadtteil, in den Tuan ihn führte, paßte nicht so ganz zu seinen guten Manieren und seinem sauberen Aussehen. Auch die Schenke selbst sah nicht sehr vertrauenswürdig aus. Sie erweckte den Eindruck, als würde sie beim nächsten Windstoß zusammenbrechen. Die Fenster waren mit wurmzerfressenen, morschen Brettern verschlossen, nur die schwere Eichentür wirkte massiv, und selbst sie hing schief in den Angeln.
„Ah, hier hat man also nichts gegen Eure Lebensweise einzuwenden?“ fragte Rod, als Tuan mit dem Dolchgriff an die Tür klopfte.
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