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Faust - Goethe Johann Wolfgang - Страница 54


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Hob ich den Sessel hoch empor.

Jetzt so, mit ungeheurem Streben,

Drang aus dem Abgrund ich herauf

Und fordre laut, zu neuem Leben,

Mir fröhliche Bewohner auf.

Sphinxe

Uralt, müßte man gestehen,

Sei das hier Emporgebürgte,

Hätten wir nicht selbst gesehen,

Wie sich's aus dem Boden würgte.

Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,

Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran;

Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:

Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören.

Greife

Gold in Blättchen, Gold in Flittern

Durch die Ritzen seh ich zittern.

Laßt euch solchen Schatz nicht rauben,

Imsen, auf! es auszuklauben.

Chor der Ameisen

Wie ihn die Riesigen

Emporgehoben,

Ihr Zappelfüßigen,

Geschwind nach oben!

Behendest aus und ein!

In solchen Ritzen

Ist jedes Bröselein

Wert zu besitzen.

Das Allermindeste

Müßt ihr entdecken

Auf das geschwindeste

In allen Ecken.

Allemsig müßt ihr sein,

Ihr Wimmelscharen;

Nur mit dem Gold herein!

Den Berg laßt fahren.

Greife

Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf!

Wir legen unsre Klauen drauf;

Sind Riegel von der besten Art,

Der größte Schatz ist wohlverwahrt.

Pygmäen

Haben wirklich Platz genommen,

Wissen nicht, wie es geschah.

Fraget nicht, woher wir kommen,

Denn wir sind nun einmal da!

Zu des Lebens lustigem Sitze

Eignet sich ein jedes Land;

Zeigt sich eine Felsenritze,

Ist auch schon der Zwerg zur Hand.

Zwerg und Zwergin, rasch zum Fleiße,

Musterhaft ein jedes Paar;

Weiß nicht, ob es gleicher Weise

Schon im Paradiese war.

Doch wir finden's hier zum besten,

Segnen dankbar unsern Stern;

Denn im Osten wie im Westen

Zeugt die Mutter Erde gern.

Daktyle

Hat sie in einer Nacht

Die Kleinen hervorgebracht,

Sie wird die Kleinsten erzeugen;

Finden auch ihresgleichen.

Pygmäen-Älteste

Eilet, bequemen

Sitz einzunehmen!

Eilig zum Werke!

Schnelle für Stärke!

Noch ist es Friede;

Baut euch die Schmiede,

Harnisch und Waffen

Dem Heer zu schaffen.

Ihr Imsen alle,

Rührige im Schwalle,

Schafft uns Metalle!

Und ihr Daktyle,

Kleinste, so viele,

Euch sei befohlen,

Hölzer zu holen!

Schlichtet zusammen

Heimliche Flammen,

Schaffet uns Kohlen.

Generalissimus

Mit Pfeil und Bogen

Frisch ausgezogen!

An jenem Weiher

Schießt mir die Reiher,

Unzählig nistende,

Hochmütig brüstende,

Auf einen Ruck,

Alle wie einen!

Daß wir erscheinen

Mit Helm und Schmuck.

Imsen und Daktyle

Wer wird uns retten!

Wir schaffen 's Eisen,

Sie schmieden Ketten.

Uns loszureißen,

Ist noch nicht zeitig,

Drum seid geschmeidig.

Die Kraniche des Ibykus

Mordgeschrei und Sterbeklagen!

ängstlich Flügelflatterschlagen!

Welch ein ächzen, welch Gestöhn

Dringt herauf zu unsern Höhn!

Alle sind sie schon ertötet,

See von ihrem Blut gerötet,

Mißgestaltete Begierde

Raubt des Reihers edle Zierde.

Weht sie doch schon auf dem Helme

Dieser Fettbauch-Krummbein-Schelme.

Ihr Genossen unsres Heeres,

Reihenwanderer des Meeres,

Euch berufen wir zur Rache

In so nahverwandter Sache.

Keiner spare Kraft und Blut!

Ewige Feindschaft dieser Brut!

Mephistopheles

Die nordischen Hexen wußt' ich wohl zu meistern,

Mir wird's nicht just mit diesen fremden Geistern.

Der Blocksberg bleibt ein gar bequem Lokal,

Wo man auch sei, man findet sich zumal.

Frau Ilse wacht für uns auf ihrem Stein,

Auf seiner Höh' wird Heinrich munter sein,

Die Schnarcher schnauzen zwar das Elend an,

Doch alles ist für tausend Jahr getan.

Wer weiß denn hier nur, wo er geht und steht,

Ob unter ihm sich nicht der Boden bläht?…

Ich wandle lustig durch ein glattes Tal,

Und hinter mir erhebt sich auf einmal

Ein Berg, zwar kaum ein Berg zu nennen,

Von meinen Sphinxen mich jedoch zu trennen

Schon hoch genug — hier zuckt noch manches Feuer

Das Tal hinab und flammt ums Abenteuer…

Noch tanzt und schwebt mir lockend, weichend vor,

Spitzbübisch gaukelnd, der galante Chor.

Nur sachte drauf! Allzugewohnt ans Naschen,

Wo es auch sei, man sucht was zu erhaschen.

Lamien

Geschwind, geschwinder!

Und immer weiter!

Dann wieder zaudernd,

Geschwätzig plaudernd.

Es ist so heiter,

Den alten Sünder

Uns nachzuziehen,

Zu schwerer Buße.

Mit starrem Fuße

Kommt er geholpert,

Einhergestolpert;

Er schleppt das Bein,

Wie wir ihn fliehen,

Uns hinterdrein!

Mephistopheles

Verflucht Geschick! Betrogne Mannsen!

Von Adam her verführte Hansen!

Alt wird man wohl, wer aber klug?

Warst du nicht schon vernarrt genug!

Man weiß, das Volk taugt aus dem Grunde nichts,

Geschnürten Leibs, geschminkten Angesichts.

Nichts haben sie Gesundes zu erwidern,

Wo man sie anfaßt, morsch in allen Gliedern.

Man weiß, man sieht's, man kann es greifen,

Und dennoch tanzt man, wenn die Luder pfeifen!

Lamien

Halt! er besinnt sich, zaudert, steht;

Entgegnet ihm, daß er euch nicht entgeht!

Mephistopheles

Nur zu! und laß dich ins Gewebe

Der Zweifelei nicht törig ein;

Denn wenn es keine Hexen gäbe,

Wer Teufel möchte Teufel sein!

Lamien

Kreisen wir um diesen Helden!

Liebe wird in seinem Herzen

Sich gewiß für eine melden.

Mephistopheles

Zwar bei ungewissem Schimmer

Scheint ihr hübsche Frauenzimmer,

Und so möcht' ich euch nicht schelten.

Empuse

Auch nicht mich! als eine solche

Laßt mich ein in eure Folge.

Lamien

Die ist in unserm Kreis zuviel,

Verdirbt doch immer unser Spiel.

Empuse

Begrüßt von Mühmichen Empuse,

Der Trauten mit dem Eselsfuße!

Du hast nur einen Pferdefuß,

Und doch, Herr Vetter, schönsten Gruß!

Mephistopheles

Hier dacht' ich lauter Unbekannte

Und finde leider Nahverwandte;

Es ist ein altes Buch zu blättern:

Vom Harz bis Hellas immer Vettern!

Empuse

Entschieden weiß ich gleich zu handeln,

In vieles könnt' ich mich verwandeln;

Doch Euch zu Ehren hab' ich jetzt

Das Eselsköpfchen aufgesetzt.

Mephistopheles

Ich merk', es hat bei diesen Leuten

Verwandtschaft Großes zu bedeuten;

Doch mag sich, was auch will, eräugnen,

Den Eselskopf möcht' ich verleugnen.

Lamien

Laß diese Garstige, sie verscheucht,

Was irgend schön und lieblich deucht;

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