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Faust - Goethe Johann Wolfgang - Страница 16


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Ei! Ei! Mit solchen edlen Gästen

Wär es ein bißchen viel gewagt.

Geschwind! Nur grad heraus gesagt!

Mit welchem Weine kann ich dienen?

ALTMAYER:

Mit jedem! Nur nicht lang gefragt.

(Nachdem die Löcher alle gebohrt und verstopft sind.)

MEPHISTOPHELES (mit seltsamen Gebärden):

Trauben trägt der Weinstock!

Hörner der Ziegenbock;

Der Wein ist saftig, Holz die Reben,

Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben.

Ein tiefer Blick in die Natur!

Hier ist ein Wunder, glaubet nur! Nun zieht die Pfropfen und genießt!

ALLE (indem sie die Pfropfen ziehen und jedem der verlangte Wein ins Glas läuft):

O schöner Brunnen, der uns fließt!

MEPHISTOPHELES:

Nur hütet euch, daß ihr mir nichts vergießt!

(Sie trinken wiederholt.)

ALLE (singen):

Uns ist ganz kannibalisch wohl,

Als wie fünfhundert Säuen!

MEPHISTOPHELES:

Das Volk ist frei, seht an, wie wohl's ihm geht!

FAUST:

Ich hätte Lust, nun abzufahren.

MEPHISTOPHELES:

Gib nur erst acht, die Bestialität

Wird sich gar herrlich offenbaren.

SIEBEL (trinkt unvorsichtig, der Wein fließt auf die Erde und wird zur Flamme):

Helft! Feuer! helft! Die Hölle brennt!

MEPHISTOPHELES (die Flamme besprechend):

Sei ruhig, freundlich Element!

(Zu den Gesellen.)

Für diesmal war es nur ein Tropfen Fegefeuer.

SIEBEL:

Was soll das sein? Wart! Ihr bezahlt es teuer!

Es scheinet, daß Ihr uns nicht kennt.

FROSCH:

Laß Er uns das zum zweiten Male bleiben!

ALTMAYER:

Ich dächt, wir hießen ihn ganz sachte seitwärts gehn.

SIEBEL:

Was, Herr? Er will sich unterstehn,

Und hier sein Hokuspokus treiben?

MEPHISTOPHELES:

Still, altes Weinfaß!

SIEBEL:

Besenstiel! Du willst uns gar noch grob begegnen?

BRANDER:

Wart nur, es sollen Schläge regnen!

ALTMAYER (zieht einen Pfropf aus dem Tisch, es springt ihm Feuer entgegen):

Ich brenne! ich brenne!

Stoßt zu! der Kerl ist vogelfrei!

(Sie ziehen die Messer und gehn auf Mephistopheles los.)

MEPHISTOPHELES (mit ernsthafter Gebärde):

Falsch Gebild und Wort

Verändern Sinn und Ort!

Seid hier und dort!

(Sie stehn erstaunt und sehn einander an.)

ALTMAYER:

Wo bin ich? Welches schöne Land!

FROSCH:

Weinberge! Seh ich recht?

SIEBEL:

Und Trauben gleich zur Hand!

BRANDER:

Hier unter diesem grünen Laube,

Seht, welch ein Stock! Seht, welche Traube!

(Er faßt Siebeln bei der Nase. Die andern tun es wechselseitig und heben die Messer.)

MEPHISTOPHELES (wie oben):

Irrtum, laß los der Augen Band!

Und merkt euch, wie der Teufel spaße.

(Er verschwindet mit Faust, die Gesellen fahren auseinander.

SIEBEL:

Was gibt s?

ALTMAYER:

Wie?

FROSCH:

War das deine Nase?

BRANDER (zu Siebel):

Und deine hab ich in der Hand!

ALTMAYER:

Es war ein Schlag, der ging durch alle Glieder!

Schafft einen Stuhl, ich sinke nieder!

FROSCH:

Nein, sagt mir nur, was ist geschehn?

FROSCH:

Wo ist der Kerl? Wenn ich ihn spüre,

Er soll mir nicht lebendig gehn!

ALTMAYER:

Ich hab ihn selbst hinaus zur Kellertüre —

Auf einem Fasse reiten sehn —

Es liegt mir bleischwer in den Füßen.

(Sich nach dem Tische wendend.)

Mein! Sollte wohl der Wein noch fließen?

SIEBEL:

Betrug war alles, Lug und Schein.

FROSCH:

Mir deuchte doch, als tränk ich Wein.

BRANDER:

Aber wie war es mit den Trauben?

ALTMAYER:

Nun sag mir eins, man soll kein Wunder glauben!

HEXENKÜCHE

Auf einem niedrigen Herd steht ein großer Kessel über dem Feuer. In dem Dampfe, der davon in die Höhe steigt, zeigen sich verschiedene Gestalten. Eine Meerkatze sitzt bei dem Kessel und schäumt ihn und sorgt, daß er nicht überläuft. Der Meerkater mit den Jungen sitzt darneben und wärmt sich. Wände und Decke sind mit dem seltsamsten Hexenhausrat geschmückt. Faust. Mephistopheles.

FAUST:

Mir widersteht das tolle Zauberwesen!

Versprichst du mir, ich soll genesen

In diesem Wust von Raserei?

Verlang ich Rat von einem alten Weibe?

Und schafft die Sudelköcherei

Wohl dreißig Jahre mir vom Leibe?

Weh mir, wenn du nichts Bessers weißt!

Schon ist die Hoffnung mir verschwunden.

Hat die Natur und hat ein edler Geist

Nicht irgendeinen Balsam ausgefunden?

MEPHISTOPHELES:

Mein Freund, nun sprichst du wieder klug!

Dich zu verjüngen, gibt's auch ein natürlich Mittel;

Allein es steht in einem andern Buch,

Und ist ein wunderlich Kapitel.

FAUST:

Ich will es wissen.

MEPHISTOPHELES:

Gut! Ein Mittel, ohne Geld Und Arzt und Zauberei zu haben:

Begib dich gleich hinaus aufs Feld,

Fang an zu hacken und zu graben

Erhalte dich und deinen Sinn

In einem ganz beschränkten Kreise,

Ernähre dich mit ungemischter Speise,

Leb mit dem Vieh als Vieh, und acht es nicht für Raub,

Den Acker, den du erntest, selbst zu düngen;

Das ist das beste Mittel, glaub,

Auf achtzig Jahr dich zu verjüngen!

FAUST:

Das bin ich nicht gewöhnt, ich kann mich nicht bequemen,

Den Spaten in die Hand zu nehmen.

Das enge Leben steht mir gar nicht an.

MEPHISTOPHELES:

So muß denn doch die Hexe dran.

FAUST:

Warum denn just das alte Weib!

Kannst du den Trank nicht selber brauen?

MEPHISTOPHELES:

Das wär ein schöner Zeitvertreib!

Ich wollt indes wohl tausend Brücken bauen.

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